Andreas Maron
Konzepte & Training
Auf Wolke 7 Glücklich sein im Unternehmen
Fokus Unternehmen | von Andreas Maron | 12. März 2018
Ist das möglich, dauerhaft glücklich zu sein? Wann waren Sie das letzte Mal auf Wolke 7
und wie sind Sie wieder hinabgekommen? Kann eigentlich Glück auch in Unternehmen
entstehen und wenn ja wie wirkt es?
Glück und Glücklichsein wird häufig mit "Spaß haben"
gleichgestellt. Zeitweilige Hochgefühle, wie sie beim
Verliebtsein auftreten oder manch einem bei einer
rasanten Fahrt in einem Sportwagen vorkommen
mögen, sind nicht der Schlüssel zur Erfüllung.
Anerkannte Forscher des "Wellbeing" bauen eher auf
Persönlichkeitseigenschaften wie Mut, Achtsamkeit,
Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, Gerechtigkeit. Wer
sie beachte, sei auf dem besten Weg zu mehr
Wohlbefinden.
Kein Glück bei so viel Defizitorientierung
Ein Blick in die Psychologie zeigt, dass sich
Wissenschaftler lange Zeit nur auf die negativen
Emotionen des Menschen konzentrierten. Mit dem
Begriff Psychologie wird schnell assoziiert, dass bei
dem anderen etwas nicht stimmt und ein Maß an
Reparatur angebracht ist. Kein Wunder also, dass man
das Glück buchstäblich suchen muss bei so viel
Defizitorientierung.
Die Positive Psychologie rückt die schönen Gefühle
des Menschen in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es
gute Gründe. Kaum etwas wappnet uns so gut gegen
die Folgen von Schicksalsschlägen und individuellen
Stimmungsschwankungen wie eine zuversichtliche
Lebenseinstellung. Auch hier gilt: Vorbeugen ist
leichter als heilen.
Gesund und reich, aber unglücklich
Nie zuvor waren wir so reich, bei bester Gesundheit
und gut gebildet wie heute. Und noch nie waren wir
so unglücklich. Obwohl sich Einkommen und
Lebensqualität in den Jahrzehnten ständig verbessert
haben, bleibt unser Maß an Zufriedenheit und Glück
weit dahinter zurück. Im Gegenteil - psychische
Störungen sind weiter auf dem Vormarsch.
Nicht nur, dass Belastungsstörungen ganz oben auf
der Liste der Arbeitsunfähigkeiten stehen, sie sind
auch die mit Abstand am längsten dauernden
Arbeitsunfähigkeitsfälle. Im Durchschnitt erstrecken
sich einzelne Erkrankungsfälle von psychischen
Störungen häufig über mehr als sechs Wochen.
(Quelle: Barmer Gesundheitsreport 2017)
Es lohnt sich also für jeden einzelnen und für jedes
Unternehmen, hier etwas genauer hinzuschauen, was
eigentlich krank macht.
Was jeder tun kann
Es galt lange Zeit die wissenschaftliche Meinung, dass
wir an unserem persönlichen Glück wenig ändern
können. Wie gut oder wie schlecht wir uns fühlen,
würde ganz einfach in unseren Genen oder unserer
Persönlichkeit liegen. Diese Meinung ist durch
zahlreiche Studien widerlegt worden. Weltweite
Untersuchungen haben bewiesen, dass Menschen
durch kleine Veränderungen ihrer Einstellungen und
Gewohnheiten glücklicher werden können.
Eine zuversichtliche Lebenseinstellung und ein
besseres Wohlbefinden lässt sich eben doch
trainieren. Stichworte wie Psychohygiene und
Resilienz können den interessierten Leser
vertiefend in die Thematik einsteigen lassen.
Kleine Übung gefällig?
Was kann man tun, um sein Wohlbefinden zu
steigern? Hier eine kleine Alltagsübung.
Persönlichkeitseigenschafen wie Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft stecken in unterschiedlich hoher
Ausprägung in jedem von - und sind trainierbar!
So löst etwa die namentliche Ansprache des
Kassierers oder der Kassiererin (man achte auf das
Namensschild) nicht nur beim Bediensteten des
Supermarkts ein Lächeln auf den Lippen aus, sondern
auch bei den anderen Kunden und natürlich bei uns
selbst (beim nächsten Einkauf ausprobieren).
Finden Sie zudem neue, auch ungewöhnliche Wege,
wie Sie nett zu jemandem sein können oder anderen
helfen können. Achten Sie nach dieser guten Tat
immer auf den eigenen Gemütszustand. Es gibt halt
nichts Gutes - außer man tut es. Mehr zu Ihren
individuellen Eigenschaften, mit denen Sie Ihre
Stimmung steigern können, in diesem Schnelltest.
Glück und Wohlbefinden im Unternehmen
Lassen sich auch für Unternehmen Merkmale
identifizieren, die zu mehr Zufriedenheit und
Begeisterung führen können? Frederic Herzberg,
amerik. Psychologe, unterscheidet zwei Faktoren im
betrieblichen Verhalten des arbeitenden Menschen:
die Motivatoren und die Hygienefaktoren.
Die Motivatoren begünstigen die Zufriedenheit am
Arbeitsplatz. Das sind beispielsweise...
- anspruchsvolle Aufgaben, sichtbare Leistungen und Erfolge,
- Anerkennung, Aufstiegschancen, Verantwortung,
- Aufgaben, die selbstständige Entscheidungen verlangen,
- Chancen, die die persönliche und berufliche Entwicklung fördern
Die Hygienefaktoren hingegen beschreiben ein
Vermeidungsverhalten. Hygienefaktoren sind u. a...
- umsichtige Führung, angemessene Ruhestandsbezüge,
- hohes Arbeitsentgelt, gute Beziehungen am Arbeitsplatz,
- klare Unternehmenspolitik und -richtlinien,
- annehmbare Arbeitsbedingungen und Sicherheit am Arbeitsplatz
Ein gutes Hygieneumfeld kann demnach
Unzufriedenheit mit der Arbeit verhindern! Fehlen sie,
werden sie zu Unzufriedenheitsmachern. Da nutzen
die Motivatoren allein gar nichts. Sieht man
Mitarbeitermotivation in diesem Zusammenhang, so
geht es hier im Prinzip um die Frage: Warum arbeitet
(leistet) der Mitarbeiter?
Kritik erlaubt
Die Herzberg-Theorie ist schon ein paar Jahrzehnte alt
und mittlerweile nicht ohne Kritik. Empirisch nicht
haltbar ist u. a. die angenommene Wirkung der
Arbeitszufriedenheit auf die Arbeitsleistung.
Dennoch lohnt es sich als Unternehmer oder
Teamleiter, sich die oben genannten Faktoren näher
anzuschauen. Gehen Sie vor Ort auf Erkundungsreise.
Was ist vorhanden, was fehlt, wie denkt mein Team
darüber? Oder führen Sie eine Zufriedenheitsanalyse
durch. Exaktere Informationen für ein verbessertes
Arbeitsklima können Sie nicht bekommen.
Was sind letztlich Ihre Glücksfaktoren?
Vereinfacht gesagt liegt das Geheimnis des Glücks in
Ihrem ganz persönlichen Verhalten, in Ihrem Denken
und Ihren Zielen, die Sie jeden Tag für sich
formulieren. Es gibt kein Glück ohne Handlung. Wenn
Sie ein Gefühl der Passivität und Nutzlosigkeit befällt,
dann denken Sie daran, dass Sie es selbst in der Hand
haben, dauerhaft ein glückliches Leben zu führen.
Und noch etwas: es gibt eine finale Zeitfalle, in die wir
tappen, wenn wir mehr und mehr Waren und
Besitztümer kaufen. Unsere Anschaffungen können
uns die verfügbare Zeit rauben, die wir auch gut mit
unseren echten Sozialkontakten, mit Freunden und
Angehörigen verbringen könnten, indem sie uns
"zwingen“, (noch) mehr zu arbeiten. Wollen wir das?
Launologischer Berater
Lernarchitekt | Individualcoach